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Artikulation | Malerei & Skulpturen
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Ein Abend mit Frida Kahlo – Konzertlesung mit Suzanne von Borsody und Azul

veröffentlicht am: 14. März 2025

Es gibt Momente, die einen mitreißen, Momente, die einen packen, durchschütteln und nicht mehr loslassen. Solch ein Moment war die Konzertlesung von Suzanne von Borsody über Frida Kahlo mit der Band Azul im Kalletal, nahe Vlotho. Ich war dort. Und ich war begeistert. Mehr als das – ich war fiebernd mitgerissen, meine Gedanken tanzten, mein Herz schlug im Rhythmus von Musik und Worten.

Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, eine spürbare Erwartung in der Luft. Frida Kahlo – eine Ikone, ein Mythos, eine Frau voller Schmerz, Liebe, Kampfgeist und künstlerischer Radikalität. Wer sie einmal für sich entdeckt hat, den lässt sie nicht mehr los. Und genau das geschah an diesem Abend.

Als das Licht sich senkte, trat Suzanne von Borsody auf die Bühne. Sie stand dort, ganz in ihrer Präsenz, mit einer Haltung, die Frida selbst gefallen hätte: aufrecht, mutig, durchdrungen von der Kraft der Worte, die sie gleich sprechen würde. Neben ihr die Musiker von Azul – und besonders ein Kontrabass, der mit seiner tiefen, vollen Stimme den Boden für die Emotionen bereitete, die sich durch den Raum ziehen würden wie ein wilder, warmer Sturm.

Suzanne begann zu lesen. Keine bloße Nacherzählung, keine akademische Abhandlung. Nein – sie las Fridas eigene Worte. Briefe, Tagebucheinträge, Zeilen, in denen Leben und Leid, Liebe und Verlust pulsieren. Und sie tat es nicht einfach so. Sie tat es mit Betonung, mit Gestik, mit einer Körperlichkeit, die einen hineinriss in Fridas Welt. Ihre Hände zeichneten Fridas Schmerz in die Luft, ihre Stimme bebte mit der unbändigen Kraft einer Frau, die trotz allem weiterlebte.

Und dann war da die Musik. Azul ließ Töne aufsteigen, die Mexiko in den Raum holten. Der Kontrabass vibrierte, er war mal sanft und mal gewaltig, legte sich unter die Worte wie eine tragende Erde, dann wieder erhob er sich, als wolle er selbst mitsprechen. Die Gitarre schimmerte, als käme sie direkt aus den Straßen von Coyoacán, und die Percussion rief nach fernen Festen, nach Leidenschaft, nach Tanz und Melancholie zugleich.

Frida Kahlos Leben ist eine Sinfonie aus Farben und Schmerzen, aus Leidenschaft und politischem Kampf, aus Liebe zu Diego Rivera und der Liebe zur Kunst. Suzanne von Borsody verstand es meisterhaft, diese Vielschichtigkeit spürbar zu machen. Ihre Stimme durchdrang die Zeit, ließ Fridas Verzweiflung lebendig werden, ihre Stärke, ihre unerträgliche Einsamkeit und ihren unbändigen Willen. Ich saß da, inmitten dieser Menge, und spürte, wie mich diese Worte in den Bann zogen.

Die Fotografien von Frida – ihre Augen, die einen durchdringen, ihr Blick, der Fragen stellt und Antworten in sich trägt – wurden projiziert. Ihre Bilder sind bekannt, aber in diesem Moment schienen sie noch intensiver zu leuchten. Frida, mit Blumen im Haar, mit Zigarette, Frida mit geschlossenen Lidern, Frida auf einem Krankenhausbett, Frida mit Diego, Frida alleine. Die Frau, die niemals zerbrach, selbst wenn ihr Körper in tausend Splitter fiel.

Und dann kam dieser eine Moment. Suzanne las aus einem Brief, den Frida an ihren Geliebten schrieb. Ein Brief voller Sehnsucht, voller Schmerz. Ihre Stimme zitterte nicht – nein, sie war fest, stark, und doch lag in ihr eine Traurigkeit, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Azul setzte ein, der Kontrabass sang, tief und warm, als wolle er die Wunden in Fridas Worten heilen.

Es war mehr als eine Lesung. Es war ein Spiegel dieser mexikanischen Ikone. Frida Kahlo war an diesem Abend nicht nur eine ferne Figur der Kunstgeschichte. Sie war hier. Sie war jetzt. Sie war in der Musik, in den Worten, in der Luft, die wir atmeten.

Als das letzte Wort verklungen war, als die Musik in den Raum nachhallte und dann langsam verebbte, herrschte für einen Moment absolute Stille. Eine Stille, die von Respekt sprach, von Ergriffenheit. Dann Applaus – lang, warm, ehrfürchtig.

Ich verließ den Saal mit einem Gefühl, das ich kaum in Worte fassen konnte. Begeistert, ja. Beeindruckt, ja. Doch vor allem tief bewegt. Suzanne von Borsody und Azul hatten Frida nicht nur porträtiert – sie hatten sie lebendig gemacht.

Frida Kahlo, die Frau voller Mut, hatte uns an diesem Abend ihre Seele gezeigt. Und ich? Ich war dankbar, dabei gewesen zu sein.

Dankeschön für einen wunderbaren Abend mit meinen lieben Freundinnen Annette und Doris.
Und ich habe mich riesig gefreut Monika dort getroffen zu haben.