Artikulation | Malerei & Skulpturen
Aktuelles
veröffentlicht am: 6. März 2013
„Wer sich das Phänomen Pilgern durch alle Zeiten und Räume vergegenwärtigt, …, der weiß: da klärt sich so einiges im Kopf, da entspannt sich die Seele und da reinigt sich der Körper.“ (1)
So beschreibt Theologe Pastor Dr. Matthias Wünsche, der offenen Kirche Sankt Nikolai in Kiel, die Pilgerreise im Vorwort des im Januar 2013 veröffentlichten Buchs der Autorin Silke Schnack „Etwas Urlaub, etwas Sport und ganz viel Abenteuer“.
Und so wurde bei einem Besuch der Schriftstellerin im Atelier in Bielefeld die Idee geboren, die Veröffentlichung ihres Erstlingswerks anlässlich des Pilgerforums mit der Kunst zu verknüpfen.
Inspiriert durch Silkes ausführlichen Reisebericht und zahlreiche Gespräche war für mich schnell klar, dass meine Arbeiten aus gegossenen Farben in Öl und Acryl Sinnbilder dieser Pfade und Wege sind und so konnte ich aus meinem Werkrepertoire der vergangenen Jahre schöpfen. -Exponate, die den transparenten Raum einer solchen Pilgerreise erahnen lassen.
In „Die Bibel in Worten der Dichter“ las ich „Das Wort“ von Rose Ausländer.
„Das Wort
„Am Anfang
war das Wort
und das Wort
war bei Gott“
Und Gott gab uns
das Wort
und wir wohnen
im Wort
Und das Wort ist
unser Traum
und der Traum ist
unser Leben“ (2)
Dieses Gedicht möchte ich um einige Zeilen ergänzen, als Resümee des vergangenen Samstags.
Und Gott gab uns
Pfade und Wege
zu wandern
durch unser Leben
Und Gott gab uns
die Freiheit
Wege und Pfade
zu beschreiten
Und Gott schuf
einen Raum
für die Freiheit
unserer Gedanken
Hans Hoffmann „zählt zu den bedeutendsten, einfalls- und einflussreichsten Malern der ersten Generation der New York School.
… Er begriff die Kunst als eine Art von holistischer Erfahrung, die das Selbst mit dem kosmischen Raum verbindet und sah im Zeichnen ein ideales Mittel, diese imaginäre Einheit zu entdecken.“ (3)
Betrachtet man dieses holistische Denken als intuitiven Akt und verbindet alles mit allem, puzzelt alle einzelnen Teile des Denkens und Handelns zu einem Ganzen, gleicht die Schaffensperiode eines Kunstwerks – in Bezug auf Fokus und Kontext – einer Pilgerreise im weitesten Sinne.
Der besondere Reiz in der ursprünglichen Backsteinhallenkirche ausstellen zu dürfen, die nach fast vollständiger Zerstörung 1943/44 unter Berücksichtigung des „geschichtlichen Zeugniswerts“ durch die Ergänzung der „Formensprache der Gegenwart“ (4) wieder aufgebaut wurde, setzte in mir eine erneute Auseinandersetzung mit Kirche, Gesellschaft und Kunst in Gang.
Zeit und Raum dieser Ausstellung zu nutzen und in der ausgelegten Bibel die Schöpfungsgeschichte erneut zu lesen, war beeindruckend.
Dieses Thema ist Grundlage unserer Gemeinschaftswerkschau
„Der 7. Tag“ am 28. April zu den Bielefelder Nachtansichten, in der Galerie Alexandra Grass.
Die Vorbereitungen dafür beginnen in den nächsten Tagen.
Gewonnene Eindrücke werden jetzt meine entstehenden Arbeiten prägen. Darauf bin ich sehr gespannt.
Mein herzlicher Dank gilt Silke und Volker Schnack, Karsten Dogar und Pastor Dr. Matthias Wünsche sowie den Veranstaltern des Pilgerforums in Sankt Nikolai, die diese Ausstellung ermöglicht haben.
Solveig Hild / 17.03.2013
(1) Schnack, Silke – Etwas Urlaub, etwas Sport und ganz viel Abenteuer,
Vorwort von Pastor Dr. Matthias Wünsche, Norderstedt, 2013, Seite 6
(2) Kircher, Bertram, Herausgeber – Die Bibel in Worten der Dichter, Freiburg 2. Auflage, 2006, Das Wort, Rose Ausländer, Seite 23
(3) Thompson, Jon – Moderne Malerei, Berlin, 1. Auflage 2007, Seite 290/291
(4) Flyer – Sankt Nikolai zu Kiel
Pastor Dr. Matthias Wünsche
