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Übergroß ins rechte Licht gerückt

veröffentlicht am: 12. Januar 2012

Werke der Künstler Solveig Hild und Cornelius Rinne in der „Galerie Treppenhaus“

Übergroß ins rechte Licht gerücktWahre Emotionen oder künstliche Behauptungen?: Die Ausstellung „Artificals and Statements“ in der „Galerie Treppenhaus“ präsentiert Werke von Solveig Hild und Cornelius Rinne.

Beiden Bielefelder Künstlern ist gemein, dass sie unkonventionelle Techniken anwenden: Während Rinne fotografiert, sprüht und Leinwandausdrucke be- und übermalt, gießt, stößt und spachtelt Hild Farbe zu abstrakten Kompositionen.

Die überdimensionalen Zündhölzer aus PU-Schaum hängen frei im ersten Stock der Galerie, der Hilds Werken gewidmet ist. Die Künstlerin möchte den sonst so kleinen Alltagsgegenstand übergroß ins rechte Licht rücken, eine neue Sichtweise auf ihn erlauben. Daneben hängen ihre Bilder jeweils paarweise, Rücken an Rücken. „Das spielt mit der offenen Architektur der Galerie. So kann man die Bilder auch von der anderen Straßenseite aus sehen“, sagt Hild.

Dicke Farbkleckse

Die Schwerpunkte ihrer Arbeit bilden Farben und das Experiment. Sie gießt Farben, die teils verlaufen, teils unverträglich sind und sich daher nicht vermischen, auf Leinwand. Risse entstehen, eine Farbe sinkt durch ihr schwereres Gewicht ab und hinterlässt ein Muster. Hild stößt in dicke Farbkleckse, spachtelt Ölfarbe auf eine Lackgrundlage oder tupft Farbe mit einer Plastikfolie auf den Malgrund. Die Serie von vier Bildern, die mit Federn in bauüblichen Stahlrahmen befestigt sind, schuf sie in der Woche nach dem schweren Erdbeben in Japan. „Wir wiegen uns alle in Sicherheit und plötzlich gerät alles aus den Fugen. Die Farbe läuft aus dem Rahmen, so wie das Meer über Japan und die Welt geschwappt ist“, sagt Hild und tippt das Bild an – es wackelt und simuliert die Bewegung der Erde.

Auch Rinne arbeitet unkonventionell. Seine Bilder sind im zweiten Stock der Galerie zu sehen. Ausgangspunkt bilden oft Fotos, die der ausgebildete Grafikdesigner am Computer oder später auf dem Leinwandausdruck bearbeitet, be- und übermalt. „Das sind Momente, die in mir etwas bewegt haben. Beim Betrachter löst das Bild vielleicht ganz andere Emotionen aus“, sagt Rinne. Verschiedene Aufnahmen eines Ortes legt er wie beim Bild „Zeit-Raum-Kontinuum“ übereinander. Beim Bild „Jupiter and the Moon“ arbeitet Rinne mit der Stancil-Technik aus der Street Art, bei der mit Hilfe von Schablonen gesprüht wird.

Virtuelle Bekannte

Das Bild „Trash Beauty“ zeigt eine virtuelle Bekannte. Sie blickt den Betrachter mit ihren blauen Augen durch die lange Ponyfransen an, den Mund leicht geöffnet, die blonden Haare schimmern grünlich und umrahmen ihr Gesicht. „Das ist eine von meinen Facebook-Followern“, sagt der Künstler. Sie kennen sich seit sechs oder sieben Jahren, haben auch schon telefoniert, sich aber noch nie gesehen.

Rinne hat ihr Facebook-Profilfoto gemalt. „Auf den ersten Blick sieht sie einfach unglaublich toll aus. Aber das war eine Zeit, in der es ihr nicht so gut ging und das habe ich versucht, noch stärker herauszuarbeiten.“

– Lena Schnabl – Erlanger Kultur 24.01.2012

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